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Geophagie: Erde zu essen könnte Babys schaden

Was für viele unvorstellbar klingt, ist für die Mehrheit der in Afrika lebenden Menschen, insbesondere Frauen, im buchstäblichen Sinne „täglich Brot“, denn bis zu 80 Prozent der dort ansässigen Menschen essen regelmäßig lehmhaltige Erde. Der Fachbegriff dafür lautet Geophagie. Eine im Rahmen zweier Diplomarbeiten an der UniMed Wien durchgeführte Studie zeigt, dass übermäßiger Erd-Konsum aufgrund von enthaltenen Schwermetallen gesundheitsschädlich sein kann.

Erde als „Snack zwischendurch“

Geophagie muss man sich vorstellen als eine Art Substanzverlangen, ähnlich wie Heißhunger auf Schokolade oder als eine Art „Belohnung“. „Diese Menschen konsumieren Lehmerde oft als Snack zwischendurch und berichten, dass sie ohne sie nicht auskommen können“, so Forscherin Ruth Kutalek. Es handelt sich dabei um ein suchtartiges Verhalten. Die Hintergründe für Geophagie könnten aber andere, vielschichtigere sein. In der Erde sind Lehmanteile enthalten, die Giftstoffe binden – ähnlich wie die in fast jeder „Hausapotheke“ vorhandenen Kohletabletten gegen Durchfall. Diese Lehmanteile können außerdem den pH-Wert der Magensäure beeinflussen und gegen Sodbrennen wirken. Auch aus Afrika stammende Migranten in Europa und Menschen in Asien essen immer wieder Erde. Womöglich stoßen Sie selbst einmal in einem exotischen Supermarkt darauf.   

Die Sucht nach Erde ist ein Gesundheitsrisiko

Neue Forschungen offenbaren, dass diese Sucht allerdings auch gesundheitsgefährdend sein kann: Schwangere Frauen, die bestimmte Erden konsumieren, haben erhöhte Bleibelastungen – genauso wie ihre Neugeborenen. Das ist das Ergebnis einer Studie, die im Rahmen zweier Diplomarbeiten an der MedUni Wien entstanden ist und in „Environmental Research“ veröffentlicht wurde.

Erhöhte Bleiwerte im Blut von Mutter und Kind

Untersucht wurden Mutter-Kind-Paare in der Demokratischen Republik Kongo, die jeweils aus zwei unterschiedlichen Regionen lehmhaltige Erde zu sich nahmen bzw. nehmen. Blutproben von der Mutter und aus der Nabelschnur ihrer Babys nach der Geburt zeigten deutlich erhöhte Bleiwerte. „Wir haben bei Neugeborenen eine mittlere Bleibelastung von 60 Mikrogramm Blei pro Liter Blut gefunden“, so die Studienleiterinnen Ruth Kutalek und Claudia Gundacker. Der direkte Zusammenhang mit Geophagie ist sehr wahrscheinlich. Zum Vergleich: Die Bleibelastung bei Neugeborenen in Österreich liegt im Mittel bei nur 13 Mikrogramm pro Liter.

Forscher raten zu einer deutlichen Reduktion des Erd-Konsums, denn die Werte werden als bedenklich eingestuft. In Zukunft könnten, wissenschaftlich begleitet, etwa Ersatznahrungsmittel angeboten werden – das kann von „gesünderer“ Erde bis hin zu Nahrungsergänzungsmitteln mit hohem Eisenanteil reichen.   


Foto: Shutterstock/Bertold Werkmann

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