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Elternbefragung zeigt Defizite bei Kinderbetreuung auf

Vier von zehn Eltern beklagen in einer AK-Elternbefragung, dass sich die Kinderbetreuung in ihrer Gemeinde schlecht organisieren lässt. Sie berichten von langen Wartelisten, von zu starren Öffnungszeiten und von „Betreuungslöchern“, die es zu stopfen gilt. Kritik an der Transparenz beim Betreuungsangebot sowie an Investitionen und Standortentscheidungen übt auch der Landesrechnungshof. Die AK fordert die Politik auf, Familien bei der Vereinbarkeit von Beruf und Kinderbetreuung nicht im Stich zu lassen!

Die Arbeiterkammer hat eine Elternbefragung zur Kinderbetreuungssituation in Oberösterreich durchgeführt. Anlass waren unter anderem die vielen Anfragen und Beschwerden durch Eltern von vorwiegend kleinen Kindern bei der AK. Befragt wurden Eltern, deren Kinder zum Zeitpunkt der Befragung unter drei Jahre alt waren. Gleich vorweg: Jene Eltern, die ihre Kinder in einer Betreuungseinrichtung haben, sind insgesamt zufrieden mit der Qualität der Betreuung und mit der Arbeit der Pädagogen/-innen. Schwierigkeiten bereiten ihnen die Rahmenbedingungen.

Laut Kindertagesheimstatistik für Oberösterreich sind gerade einmal vier Prozent der Unter-Dreijährigen in einer Kinderbetreuungseinrichtung, die ihren Eltern eine Vollzeitarbeit ermöglicht. AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer: „Damit ist Oberösterreich mit Abstand Schlusslicht beim Betreuungsangebot für die Kleinsten – bundesweit liegt der Schnitt bei 15,2 Prozent, also beinahe viermal so hoch!“

Einige der Gründe offenbaren sich sehr gut in den Ergebnissen der Elternbefragung: 

  • Lediglich ein Drittel der befragten Eltern hatte die Möglichkeit, an einer Erhebung des Kinderbetreuungsbedarfes in ihrer Gemeinde teilzunehmen.
  • Sechs von zehn Familien brauchen zusätzlich zur institutionellen Kinderbetreuung die Unterstützung von Verwandten an zumindest einem Tag der Woche, weil die Öffnungszeiten nicht passen.
  • Bei den täglichen Öffnungszeiten wünschen sich 17 Prozent der Eltern eine Ausweitung am Morgen und 35 Prozent am Nachmittag. Auch die Ferienbetreuung finden viele unzureichend.
  • Die Suche nach einem Betreuungsplatz beschreiben viele Eltern als sehr schwierig: 40 Prozent haben die Erfahrung gemacht, dass die Gemeinde bei der Suche keine Hilfe war.

Die jüngst eingeführten Elternbeiträge für die Nachmittagsbetreuung verschärfen die Probleme weiter. Die Verordnung kam geradezu überfallsartig. „Viele Familien und auch Gemeinden hatten viel zu wenig Zeit, sich darauf einzustellen“, so Kalliauer. Dazu kommt: Der Ausbau an Kinderbetreuungsplätzen geht kaum voran. Und das, obwohl der Bund dem Land Oberösterreich bei der Finanzierung kräftig unter die Arme greifen würde. Das Land Oberösterreich holt die vom Bund angebotenen Mittel nur zum Teil ab. Und der Großteil der verwendeten Mittel ging nicht in den Ausbau der Plätze und der Öffnungszeiten, sondern es fließt überdurchschnittlich viel Geld in Umbaumaßnahmen. Kritik kam auch vom Landesrechnungshof – etwa im Zusammenhang mit der Verwendung der Gelder: Es gäbe zu wenig Transparenz bei der Vergabe der freien Plätze und auch bei den Bedarfserhebungen in den Gemeinden. 

Für die AK ist klar: Es muss für jedes Kind einen Betreuungsplatz geben, wenn die Eltern es wünschen. „Nur so ist es möglich, echte Chancengleichheit zwischen Männern und Frauen im Berufsleben sowie gleiche Chancen für alle Kinder herzustellen“, so AK-Präsident Kalliauer. Er fordert unter anderem die Abschaffung der Elternbeiträge, professionelle Bedarfserhebungen in allen Gemeinden, den raschen Ausbau an Plätzen in den Betreuungseinrichtungen, tatkräftige Unterstützung für kleine Gemeinden beim Auf- und Ausbau ihres Kinderbetreuungsangebotes sowie Transparenz und mehr Service bei der Platzvergabe.


Foto/Quelle: Shutterstock/ WDnet Creation