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Zeitreise im MUSA: Die 90er Jahre-Ausstellung

 Das Wien Museum MUSA, neben dem Wiener Rathaus, eröffnet die fünfte und letzte Dekadenschau zur Sammlungsgeschichte der Stadt Wien.

Mit der Eingliederung des MUSA in die große Familie der Wien Museum-Häuser sei „die Geschichte der Stadt Wien so viel vollständiger abzubilden“, zeigte sich Matti Bunzl, Direktor des Wien Museum, beim Medientermin zur Eröffnung der Ausstellung „Die 90er Jahre“ heute, Dienstag, erfreut. Vor rund acht Jahren initiierte MUSA-Leiter Berthold Ecker die erste Dekadenausstellung über die Kunstszene der 1950er Jahre. In der Felderstraße 6-8 wird heute, um 18.30 Uhr die fünfte Schau dieser Art für das Publikum eröffnet. Zu sehen sind insgesamt 255 Arbeiten von 245 Künstlerinnen und Künstlern „aus 42 Ländern, aus allen österreichischen Bundesländern, aus ganz Europa, aus allen Kontinenten und so das umfassendste Werk über zeitgenössische Kunst dieser Zeit in und aus Wien gezeigt“, betonte Ecker.

„Die 90er Jahre“ in drei Aufzügen

Politisch ist die letzte Dekade vom Fall des Eisernen Vorhangs, der kriegerischen Aufteilung Jugoslawiens und vom Terroranschlag auf das World Trade Center eingegrenzt. Diese radikalen Umwälzungen rückten Wien in den Mittelpunkt Europas. Andererseits inspirierte und bewegte es die Kunstszene aller Genres, die sich so vielfältig zeigte, wie nie zuvor. Der Bestand aus Ankäufen der Stadt Wien und Schenkungen belief sich auf insgesamt 4.000 Objekten von 1.800 KünstlerInnen. „Der Schwerpunkt dieser Zeit wanderte deutlich von der Grafik zu Gemälden, Fotos, Skulpturen und schließlich zu neuen Medien“, so der MUSA-Leiter. Selbst eine kompakte Auswahl führte dazu, die Ausstellung in drei Aufzügen zu realisieren.

Ein Wiener Diwan

Den Anfang macht „Ein Wiener Diwan“ – in Anlehnung an die Flüchtlinge und Gastarbeiter, die in den 90er Jahren nach Österreich kamen. Gezeigt werden Werke von heimischen KünstlerInnen wie Martha Jungwirth, die schon damals ein Geheimtipp war und erst jetzt gehypt wird. Herbert Brandl war ein Star oder Erwin Bohatsch, Elisabeth von Samsonow und Peter Dressler, dessen Hund Burschi als Pappattrappe durch die Museen geisterte. Norbert Siegl setzte sich mit Wahlplakaten auseinander und verpasste Michael Häupl das dritte Auge. Die Fotografin Elfriede Mejchar, bekannt für ihre nüchternen Dokumente über heutige Stadtentwicklungsgebiete wie die Seestadt, verewigte damals wie heute verwelkende Blumen.

Zu sehen sind aber auch Arbeiten jener KünstlerInnen die dem Titel gerecht werden und aus Ex-Jugoslawien, der Türkei, Fernost, aus Afrika und anderen Ländern kamen wie Canan Dagdelen und Leslie de Melo. Sie brachten völlig neue Aspekte ihrer Kulturkreise ein. Und es wurde ebenso die Vergangenheit aufgearbeitet: Fotos von MigrantInnen in Wien von der deutschen Künstlerin Lisl Ponger oder das Mahnmal am Judenplatz von Rachel Whiteread und die Schrift-Intervention von Lawrence Weiner, am Flakturm im Esterhazy-Park.

Subversive Imaginationen

Mitte Juli wird der zweite Teil „Subversive Imaginationen“ präsentiert, als sich Ironie und Kitsch in der Kunstwelt etablierten. Zum Beispiel anhand von abstrakten Objekten wie Mantel- und Hosenskulpturen von Erwin Wurm, der ebenso wie Padhi Frieberger dazu beitrug, dass Objektkunst die Bildhauerei ersetzte. Gudrun Kampl ist bekannt für ihre erotischen Arbeiten, die mit Wörtern und bizarren Gebilden aus meist rotem Samt auf Unterdrückung von und Gewalt an Frauen hinweist. „queer denken“ brachte schließlich die Transgenderdebatte voran und Videokunst erschloss sich den öffentlichen Raum.

Mobile Kunst im mobilen Markt

Im Herbst beginnt der dritte Aufzug. Gezeigt wird dabei wie der Kunstbegriff weiter aufgelöst und neu besetzt wurde, sich neue Geometrie und Normalismus sowie die Restitutionsdiskussionen breit machten. Crossover und Teamwork waren die Stichworte am Ende dieses Jahrzehnts. Der Fotograf Willy Puchner ließ seine Kunststoff-Pinguine um die Welt ziehen. Bildende KünstlerInnen machten auch Musik wie Heimo Zobernig und Gerwald Rockenschaub. Die Art Brut der Gugginger erhielt nach internationalen Impulsen nun Aufmerksamkeit und der Kunstmarkt entfaltete sich sehr ambivalent in arrivierte Galerien und andererseits in Off-Spaces und Produktionsgalerien in Eigenregie. Nicht zu vergessen, das neu entstehende Bewusstsein von „Virtual Reality“ mit Klon-Schafen, Cyborgs und transhumanen Arbeiten. Neue Medien suchten sich langsam aber stetig ihren Platz in der Kunstszene.

Der Katalog zur Ausstellung „Die 90er Jahre“ erscheint am 12. Juli und kostet 44,95 Euro.

Ein Wiener Diwan: 25. April bis 1. Juli, Eröffnung: 24. April, 18.30 Uhr 
Subversive Imaginationen: 12. Juli – 30. September, Eröffnung: 11. Juli, 18.30 Uhr 
Mobile Kunst im mobilen Markt: 11. Oktober 2018 bis 20. Jänner 2019, Eröffnung: 10. Oktober 2018, 18.30 Uhr

Foto/Quelle: Shutterstock/ brainpencil

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