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Sicher zur Schule kommen? 10 Fragen, 10 Antworten

Im Jahr 2016 ereigneten sich 538 Unfälle mit Kindern zwischen 6 und 15 Jahren auf ihrem Schulweg. Bei der jüngsten Schülergruppe, die 6- und 7-jährigen Taferlklassler, verunglückte die überwiegende Mehrheit, nämlich knapp 60 Prozent, als Fußgänger am Schulweg (Quelle: Statistik Austria). Das neue Schuljahr steht unmittelbar bevor. Um den Schulweg sicher meistern zu können, sind alle Verkehrsteilnehmer, insbesondere jedoch Eltern, gefordert. ÖAMTC-Verkehrspsychologin Marion Seidenberger beantwortet 10 wichtige Fragen.

Ist der kürzeste Schulweg der beste? 

Die kürzeste ist nicht unbedingt die sicherste Strecke – Sicherheit geht vor. Befinden sich Ampelkreuzungen und Zebrastreifen auf dem Weg zur Schule, sollten diese unbedingt genutzt werden – auch, wenn dadurch Umwege entstehen.

Mit welchem Verkehrsmittel kommt mein Kind am sichersten zur Schule? Das ist abhängig von den jeweiligen Gegebenheiten des Wohn- und Schulorts. Gibt es beispielsweise am Land keine geeignete öffentliche Anbindung, Gehsteige oder Radwege, kommen insbesondere jüngere Kinder vermutlich mit den Eltern im Auto oder mit Schülerfahrtendiensten am sichersten zur Schule – sofern Kindersitz und Gurt richtig verwendet werden. Nutzen Schulanfänger die öffentlichen Verkehrsmittel, sollten das richtige Verhalten an Haltestellen, das Zu- und Aussteigen sowie die Querung der Fahrbahn vorab gemeinsam geübt werden.

Wie erkenne ich die Gefahren für mein Kind am besten? 

Eine einfache, effektive Möglichkeit: sich auf Augenhöhe des Kindes zu begeben. Indem man sich bückt oder hinkniet, nimmt man das Blickfeld des Kindes ein. Eltern werden merken, dass in dieser Höhe oftmals der nötige Überblick fehlt – z.B. aufgrund von Werbetafeln, Gebüschen oder Baustellen.

Wann soll ich den Schulweg mit meinem Kind üben und wie lange? 

So zeitig wie möglich vor Schulbeginn, bestenfalls zwei bis drei Wochen zuvor. Mit wenigen Durchgängen ist es allerdings nicht getan: 
Verhaltensempfehlungen müssen oft vorgezeigt, wiederholt und besprochen werden, damit sie sich beim Kind einprägen. Nach einigen Wochen Schule sollte man das Gelernte auffrischen bzw. bei Bedarf nach Streckenalternativen suchen (z.B. im Falle neuer Baustellen).

Wie erkläre ich meinem Kind den Schulweg und dessen Herausforderungen?
 
Am besten erklärt man dem Kind sachlich und möglichst kurz, worauf es achten soll und wo Probleme auftreten können. Optimal wäre, das Kind zu fragen, warum es an bestimmten Stellen besonders aufmerksam sein muss. Vermeiden sollte man unbedingt, durch Übertreibung beim Kind Angst auszulösen, sondern es eher mit Lob für richtiges Verhalten motivieren und unterstützen.

Wie bereite ich mein Kind auf unvorhergesehene Situationen vor? Sinnvoll ist, dem Kind in einem zweiten Erklärungsschritt, "Wenn, dann"-Szenarien vorzugeben, z. B.: Was würdest du tun, wenn plötzlich ein Müllauto auf dem Zebrastreifen vor dir hält? So versetzt man das Kind in verschiedene Situationen und kann Lösungsvorschläge unterbreiten bzw. Antworten korrigieren.

Soll ich sonntags mit meinem Kind üben, um es nicht zu überfordern? Der Schulweg sollte nicht nur unter Idealbedingungen, sondern wirklichkeitsgetreu und zu üblichen Schulstartzeiten geübt werden. Denn die Herausforderung an einem Donnerstagmorgen mit Berufsverkehr ist eine ganz andere als an einem Sonntagmorgen.

Wie kann ich vermeiden, dass mein Kind auf dem Schulweg abgelenkt ist? 

Ablenkungen wie Telefonieren oder Spielen führen dazu, dass man potenzielle Gefahren nicht registriert. Eltern sollten das im Vorfeld besprechen und vor allem als gutes Beispiel vorangehen. Auch die Anwesenheit von Freunden kann das gelernte Sicherheitsverhalten von Kindern verändern. Sie orientieren sich verstärkt an der Gruppe und blenden die Verkehrsumwelt leichter aus. Wenn Kinder zukünftig in einer Gruppe den Schulweg absolvieren, sollte das genauso geübt werden.

Mein Kind kommt morgens schlecht aus dem Bett – wie gehe ich damit um? 

Jedes Kind hat seinen eigenen Biorhythmus. Eltern müssen die Eigenschaften des Kindes einschätzen und darauf eingehen. Ein Langschläfer sollte früher geweckt werden, damit der Körper genügend Zeit hat, "hochzufahren". Drängt man solche Kinder zu schnell auf den Schulweg, kann die Reaktionsfähigkeit eingeschränkt sein.

Wie mache ich mein Kind gut sichtbar für den Schulweg? 

Wenn es dämmert, regnet oder sogar noch finster ist: Helle Kleidung und reflektierende Aufnäher am Gewand, am wirkungsvollsten an Armen und Beinen, sowie an der Schultasche erhöhen die Sicherheit des Kindes enorm.



Foto: Shutterstock/NadyaEugene