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Bewegtes Lernen verbessert Lernerfolg und Fitness

Ein von der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) gefördertes Projekt „Bewegtes Lernen“ kommt zu dem Ergebnis, dass für Grundschulkinder die Verknüpfung von Bewegung und Lernen im Unterricht viele positive Effekte hat.

„Die Coronapandemie hat die Tendenz zu Bewegungsmangel und Übergewicht bei Kindern noch verstärkt. Vor diesem Hintergrund sind Gegenmaßnahmen dringend nötig. Lernen mit körperlicher Aktivität gibt dem Bewegungsdrang der Schüler*innen Raum und steigert die Merkfähigkeit, während es spielerisch unterschiedliche motorische Fähigkeiten fördert, wie Gleichgewicht, Ausdauer und Kraft. Und ein entscheidender Faktor für den Lernerfolg: Kinder haben Spaß in den Schulstunden“, erklärt Prim. Univ.-Prof. Dr. Reinhold Kerbl, Generalsekretär der ÖGKJ.

Bei dem Projekt wurde an Tagen, an denen kein Sportunterricht stattfand, vormittags mindestens eine Stunde lang Lerninhalte mit Bewegung vermittelt. So verbanden Schüler*innen beispielsweise im Deutschunterricht Verbformen in der Vergangenheit mit einem Ausfallschritt nach hinten, Verbformen in der Zukunft mit einem Ausfallschritt nach vorne und Verbformen in Gegenwart mit einem Sprung auf der Stelle. 

12 Schulen aus ländlichen und städtischen Regionen Klagenfurts nahmen an dem Modellprojekt „Bewegte Schule“ mit insgesamt 412 Schüler*innen teil, die im Frühjahr 2021 die dritte Klasse besuchten. Neun Monate lang erhielt die Hälfte der Kinder Unterricht kombiniert mit Bewegung und die andere Hälfte verfolgte den Unterricht wie üblich sitzend. Die Kinder der ersten Gruppe zeigten am Ende des Projekts eine bessere kardiorespiratorische Ausdauer (verbesserte Herz- und Lungenfunktion), Muskelkraft, Flexibilität als die Kinder, die dem gewohnten Stundenplan zugeteilt waren. Vor allem Kinder, die in keinem Sportverein aktiv waren, profitierten vom „bewegten“ Unterricht. 

Geistige Vorteile schon in der Vergangenheit nachgewiesen

Studien haben ergeben, dass schon wenig Bewegung die kognitive Leistung von Schülerinnen und Schülern steigern kann. Eine Untersuchung österreichischer und deutscher Forscher*innen konnte beispielsweise nachweisen, dass Achtjährige beim Sprachenlernen sich mit Bewegung bzw. Gesten Wörter besser einprägen. Sie baten 8-Jährige, die Wörter, die sie sich in einer anderen Sprache einprägen sollten, nachzuahmen, indem sie die Bedeutung des Wortes nachpielten. So sollten sie zum Beispiel ihre Arme ausbreiteten und so tun, als würden sie fliegen, während sie sich das Wort für Flugzeug aneigneten. Dies erhöhte die Wahrscheinlichkeit deutlich, dass sich Schüler*innen noch zwei bis sechs Monate später an das Wort erinnerten.

„Bewegung verbessert die Durchblutung des Gehirns, fördert die Verknüpfung von rechter und linker Gehirnhälfte und damit die Merkfähigkeit, Problemlösefähigkeit und Konzentration. Ein weiterer positiver Nebeneffekt: Schülerinnen und Schüler können überschüssige Energien, Aggressionen und Stress besser abbauen“, ergänzt Prim. Univ.-Prof. Dr. Kerbl, der die Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde am LKH Hochsteiermark in Leoben leitet. Lerninhalte prägen sich am besten ein, wenn der Mensch dabei selbst tätig wird.

Lernen und bewegen – an jedem Schultag! Das Video zeigt, wie Lerninhalte mit Bewegung vermittelt werden können: https://www.youtube.com/watch?v=QhDSIJa85ow

Weitere aktuelle Informationen rund um das Thema "Kindergesundheit" finden Sie auf der Internetseite der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) für Eltern und Interessierte, unter www.kinderaerzte-im-netz.at.

Foto: Ground Picture/Shutterstock