Drucken
babyexpresslkh-univ-klinikum-grazbehandlungsteambarbara-mucha-media

Dieses Team schenkte Mädchen ein neues Leben

Große Freude am LKH-Univ. Klinikum Graz: Die junge Dame, die im August am Uniklinikum ein Spenderherz transplantiert bekam, konnte das Kinderzentrum vor Kurzem bestens gelaunt wieder verlassen. Davor hatte sie am Uniklinikum viele Monate mit einem Kunstherzen gelebt, das ihr die Herzmediziner im Februar implantiert hatten.

Die erfolgreiche Behandlung des Teenagers markiert den Neustart des Kinderkunstherz- und Kinderherztransplantationsprogramms am Uniklinikum Graz und ist ein weiterer Beweis für die große Expertise, die den Patienten im Rahmen des Universitären Herzzentrums zur Verfügung steht. Das gesamte Team wünscht dem Mädchen von Herzen alles Gute!

„Ja, natürlich sind wir Profis, aber ich muss gestehen, dass der Abschied schon sehr emotional war. Wir haben uns einfach alle so gefreut, dass die Behandlung einen derart guten Ausgang genommen hat“, erzählt Michael Pirker, Stationsleiter der Intensivstation und Brandverletzten- einheit der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde. Er und sein Team haben die junge Dame monatelang betreut. Sie lebte auf seiner Station mit einem Kunstherzen, einem so genannten „Berlin Heart“, das ihr die Grazer Herzmediziner im Februar transplantiert hatten. Auf das eigene konnte sie nicht mehr zählen, viel zu oft hatte es sie im Stich gelassen.

Grund dafür war eine extrem seltene Kardiomyopathie, d. h. eine Erkrankung des Herzmuskels, die zu einer dauerhaften, lebensbedrohlichen Schädigung des Herzmuskels führte. „Das ,Berlin Heart‘- System pumpt zusätzlich Blut in den Kreislauf. Die zwei Pumpkammern dafür befinden sich außerhalb des Körpers und sind über Schläuche mit dem eigenen Herzen verbunden“, beschreibt Univ.-Prof. Dr. Daniel Zimpfer, Leiter der Klinischen Abteilung für Herzchirurgie, die Funktionsweise des Kunstherzens. Außenstehenden hat es sich als eine Art Trolley präsentiert, den das Mädchen auf Schritt und Tritt dabeihatte – ohne ihren „Herbert“ ging monatelang also einfach gar nichts.

Aber: „Herbert“ war die Übergangslösung. Tagtäglich wartete man auf ein Spenderherz. Während Erwachsene diese Zeit oft zuhause verbringen können, müssen Kinder und Jugendliche im Spital bleiben.

„Es braucht ein Profiteam, das die intensive Überwachung mit regelmäßigen Kontrollen 
der Blutgerinnung und des Kunstherzsystems gewährleisten kann. Bei der Patientin bestand zudem eine Neigung zu potentiell bedrohlichen Kammerrhythmusstörungen, die jederzeit auftreten konnten“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Hannes Sallmon, Leiter der Klinischen Abteilung für Pädiatrische Kardiologie.

Eine große Herausforderung sei es für das Mädchen aber vor allem auch gewesen, die Geduld nicht zu verlieren, betont er. Daher galt es, trotz der außergewöhnlichen Umstände für einen Alltag mit Schule, Fitness- und Freizeitprogramm zu sorgen. Im Zuge dessen wurde sogar ein Kinoausflug mit Kardiotechniker und Co. organisiert.

Herz eingeflogen

Am 14. August war’s dann soweit. „Wir erfuhren von der Verfügbarkeit des Organs während einer anderen langen und komplexen Kinderherzoperation um die Mittagszeit. Die Freude aller über diese Nachricht war groß“, erinnert sich Dr. Jakub Krumnikl, Spezialist für Kinderanästhesie der Univ.-Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, der wie alle anderen Experten die ganzen Monate über Einsatzbereitschaft hatte.

Nachdem im herzmedizinischen Kollegium entschieden wurde, dass das Organ für die Patientin passt, holten es zwei Mediziner per Flugtransport nach Graz. Parallel dazu wurde die junge Dame für die Transplantation vorbereitet und im Zuge dessen mit der immunsuppressiven Therapie begonnen, um späteren Abstoßungs- reaktionen vorzubeugen. Die Spenderorganentnahme und der OP-Start in Graz verliefen synchron.

„Denn ein Spenderherz muss nach vier Stunden wieder schlagen“, erklärt Herzchirurg Zimpfer. Um 0.38 Uhr in der Früh hat es das Spenderherz bei der Patientin am Uniklinikum getan. Die gesamte OP, bei der auch das „Berlin Heart“ und das eigene Herz des Mädchens entnommen wurden, dauerte gut sechs Stunden und wurde von einem großen, interdisziplinären Team aus Anästhesie, Herzchirurgie, Kardiotechnik, Kinderkardiologie, OP-Pflege, Anästhesie-Pflege und OP-Fachassistenten durchgeführt. „Es ist ein wichtiger Moment, wenn das Herz zum ersten Mal seine volle Funktion selbst aufnimmt, der wichtigste ist aber die Entlassung des betroffenen Patienten aus dem Spital“, sagt Zimpfer, der schon an die 30 Kinderherzen transplantiert hat.

Kinderkunstherz- und Kinderherztransplantationsprogramm

Mittlerweile ist auch dieser Moment geschafft. Die umfassende Versorgung der Schülerin markiert damit für alle Beteiligten auch den erfolgreichen Neustart des Kinderkunstherz- und Kinderherztransplantationsprogramms am Uniklinikum Graz im Rahmen des Universitären Herzzentrum Graz (siehe Infobox).

Es beinhaltet zum einen die Versorgung chronisch und akut erkrankter Kinder mit verschiedenen mechanischen Kreislaufunterstützungstherapien (u. a. dem „Berlin Heart“) und zum anderen die Möglichkeit, jederzeit eine Transplantation durchführen zu können. „Da diese Kinder häufig bereits mehrere komplexe Voroperationen hatten, ist hierfür eine besondere kinderherzchirurgische Expertise notwendig“, betont Kinderkardiologe Sallmon, der die Abteilung mit 1. März 2023 übernommen hat.

„Wir haben hier wirklich tolle Teams, die alle mit herausragendem Engagement für die Gesundheit herzkranker Kinder arbeiten!“, sagt der erfahrene Arzt, der bereits über zwei Dutzend herztransplantierter Patient*innen betreute. In ganz Österreich bekommen durchschnittlich übrigens weniger als zehn Kinder pro Jahr ein neues Herz. Die junge Steirerin sehen Sallmon und seine Kolleg*innen derzeit noch zur wöchentlichen Kontrolle. Läuft alles gut, sollte das neue Herz viele Jahrzehnte lang seine Aufgabe bestens erledigen, sagen die Expert*innen unisono und wünschen dem Mädchen alles erdenklich Gute!

Foto: 
Jürgen Fechter