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Pro & Contra: Digitale Medien im Kindergarten

Was haben digitale Medien in Kindergärten und Horten zu suchen? Können sie wichtige Impulse im Bildungsalltag der Kinder liefern und was sagen MedienpädagogInnen dazu? Fragen, die vielerorts emotional und kontrovers diskutiert werden. Die Sorge, dass Kinder durch den Umgang mit Smartphone, Tablet und Co Entwicklungsrisiken ausgesetzt sind, steht einer Sichtweise gegenüber, die die Potentiale und Chancen der neuen Medien in den Vordergrund rückt.

„Ich will auch!“ Medien gehören zur Lebenswelt der Kinder

Die Medienpädagogik, d.h. die Auseinandersetzung mit verschiedenen digitalen Kommunikationstechnologien, gewinnt auch in der Elementarpädagogik immer mehr an Bedeutung. Im Rahmen der diesjährigen, verpflichtenden Fortbildungsveranstaltung der St. Nikolausstiftung – Trägerorganisation von 86 Kindergärten und Horten in Wien – wurde der Fokus auf den Erwerb von Medienkompetenz gelegt: „In einer von Medien geprägten Welt muss Medienkompetenz als ein zentraler Bestandteil der Bildungsarbeit gesehen werden und diese beginnt schon im Kindergarten. Bereits sehr junge Kinder kommen mit unterschiedlichsten Medien in Kontakt, sie erleben ihre Eltern und andere Bezugspersonen, wie sie mit digitalen Medien umgehen und nehmen wahr, wie wichtig diese für die Alltagsbewältigung sind. All diese Erfahrungen und Erlebnisse nehmen sie auch in die Bildungseinrichtung mit. Der Kindergarten kann daher kein medienfreier Raum sein, vielmehr ist es Aufgabe der Pädagoginnen und Pädagogen, ihre Arbeit an die Lebenswelt der Kinder auszurichten“, erklärt Susanna Haas, pädagogische Leiterin der St. Nikolausstiftung.

Auf den Umgang und die Dosis kommt es an

Franziska Schubert-Suffrian und Michael Regner setzen sich seit Jahren mit Medienpädagogik in Kindertageseinrichtungen auseinander. In ihrem Fachvortrag „Ich kann dir zeigen wie es geht – Digitale Medienwelten in Kindertageseinrichtungen“ untermauerten sie die wissenschaftliche Praxis, dass die Wirkung von digitalen Medien nie losgelöst von der Lebensrealität, der Individualität des Kindes und vom konkreten Umgang betrachtet werden kann. Medien per se sind demnach weder schädlich oder förderlich, es kommt immer auf die Inhalte, die Situation, den Einsatz und nicht zuletzt auf die Dosis an. Digitale Medien ersetzen weder eine direkte Kommunikation noch den analogen und sinnlichen Umgang mit Gegenständen. Der Einsatz von digitalen Medien ergänzt und erweitert das „reale“ Angebot. Pädagogische Fachkräfte stehen dennoch im Spannungsfeld, wie sie die Lebenswelt der Kinder aufgreifen und sie dabei unterstützen können, sich zu orientieren und Kompetenzen im Umgang mit digitalen Medien aufzubauen.

„Medienpädagogik bedeutet, sich gemeinsam, neugierig, kritisch und verantwortungsvoll mit den Möglichkeiten und Inhalten von digitalen Medien auseinander zu setzen. Unser Pädagogischer Tag soll unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für das Thema Digitalisierung sensibilisieren und Interesse wecken, mit den Kindern gemeinsam einen bewussten Umgang mit digitalen Medien zu erlernen“, so Elmar Walter, Geschäftsführer der St. Nikolausstiftung.

Initiativen in der Praxis: digi4und6 und Medienkindergarten

Im bundesländerübergreifenden BildungsRahmenPlan für elementare Bildungseinrichtungen in Österreich, verpflichtend für alle Kindergärten, sind Informations- und Kommunikationstechnologien wichtige Bestandteile des Bildungsbereiches „Sprache und Kommunikation“. Zwei spannende Initiativen aus der Praxis stellten ihre Inhalte am Pädagogischen Tag vor: Der „Medienkindergarten“ des Wiener Bildungsservers stellt Kindergärten beispielsweise kleine Bee-Bots zur Verfügung. Mittels Coding können diese mit einfachen Befehlen programmiert werden. Durch aktives Tun lernen Kinder und stärken verschiedene Kompetenzen: Handlungsschritte müssen geplant und manchmal korrigiert, kreative Lösungswege erarbeitet, räumliches Denken geübt und neue Begrifflichkeiten benannt werden.

Das Projekt digi4under6.at unterstützt PädagogInnen, Medienbildung im Kindergartenalltag zu integrieren. Methodenbaukästen, Bilderbuch-Apps, das Anfertigen kurzer Filme etc. sollen Kindern Partizipationsmöglichkeiten eröffnen und ihr kritisch-reflexives Denken anregen. Ziel ist, dass sie sich sowohl als aktive RezipientInnen als auch als aktive ProduzentInnen medialer Inhalte erleben.

Durch die Produktion eigener Inhalte gewinnen schon junge Kinder die Erfahrung, dass Medien „gemacht“ sind bzw. werden.

Fazit ist, dass elementare Bildungseinrichtungen ihre Türen vor der digitalen Welt nicht verschließen werden können. Kindergärten und Horte müssen ihren Bildungsauftrag erfüllen und die besagte Lebenswelt der Kinder, also das, was die Kinder in ihrem Alltag bewegt, in ihrer Bildungsarbeit aufgreifen. Je besser PädagogInnen und AssistentInnen geschult und darauf vorbereitet werden, desto sicherer und kompetenter können sie der neuen Situation begegnen. Mit ihren Aktivitäten untermauert die St. Nikolausstiftung ihre Stellung als qualitätsvoller Bildungspartner der Stadt Wien.

Foto: St. Nikolausstiftung/Stefan Knittel

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