Realitätsflucht im Internet und die Folgen
Jugendliche ohne Internet – unvorstellbar. Leider birgt die exzessive Reise durch die virtuelle Welt zahlreiche Gefahren. Eine davon: erhöhte Depressionsrisiko.
Internetsüchtige Jugendliche haben ein erhöhtes Risiko für Depressionen. Forscher untersuchten 1.000 Teenager im Durchschnittsalter von 15 Jahren und beobachteten sie über ein Jahr. Be jenen mit problematisch-exzessiver Internetnutzung war die Depressionsgefahr zweieinhalb mal so hoch wie beim Durchschnitt. Ein Zusammenhang zwischen Internetsucht und Depression war schon mehrfach vermutet aber bislang nicht nachgewiesen worden.
Vorsicht vor Realitätsverlust
Kinder und Jugendliche fliehen oft in exzessives Spielen, wenn sie mit der realen Lebenswelt nicht mehr zurechtkommen. Das Zurückkommen von dort ist dann ernüchternd. Depressive Verstimmungen können jedoch mit Sucht allgemein zusammenhängen. Was davon zuerst kommt, ist nicht geklärt. Allerdings kann das Internet auch eine positive Ressource sein, wenn die Depression jeglichen Antrieb nimmt.
Für den Begriff „Internetsucht“ mahnen Experten zu vorsichtigem Gebrauch, sobald es Jugendliche betrifft. Exzessives Verhalten und das Ausloten eigener Grenzen sind in der Jugendhäufig. Sie betreffen nicht nur Computer und Internet, sondern oft auch das Fortgehen oder den Alkoholkonsum. Mit dem Erwachsenwerden verschwinden sich meist wieder. Bevor man einem jungen Menschen vorschnell den Suchtstempel aufdrückt, ist es besser, von problematischen Verhaltensweisen mit erhöhtem Suchtrisiko zu sprechen.
Unterschätzen sollte man Onlinesucht deshalb aber nicht. Sie zeigt sich neben hoher Online-Zeit vor allem im Verlust des Zeitgefühls, im Übersehen existenzieller Bedürfnisse und in Entzugssymptomen ohne Web. Das wirkt sich auch negativ aus auf soziale Beziehungen oder schulische Leistungen.
Hinweise auf Internetsucht
• die meiste Zeit des Tages, über einen längeren Zeitraum, wird im Internet zugebracht
• die User haben keine Kontrolle über die Nutzung, können die Internetnutzung nicht mehr einschränken (Kontrollverlust)
• die Dosis muss gesteigert werden, um eine positive Stimmung zu bekommen
• psychisches Verlangen und Entzugserscheinungen bei Unterbrechung der Internetnutzung
• negative soziale Konsequenzen (Ärger mit Bekannten, im Berufsleben...)
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