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Warum Stillen so wichtig ist

Um ein Kind großzuziehen, braucht es ein ganzes Dorf. Um das Stillen zu ermöglichen, braucht es die gesamte Gesellschaft. Der Verband der Still- und Laktationsberater Österreichs (VSLÖ) setzt sich bereits seit 25 Jahren dafür ein, dass Frauen ihre persönlichen Stillziele erreichen. 

Stillen ist nicht die Pflicht von Müttern, aber es ist Teil der Menschenrechte, dass Eltern wissenschaftlich korrekte und werbungsunabhängige Informationen zum Stillen und zur Ernährung ihrer Kinder erhalten und ihnen jene Unterstützung angeboten wird, die Mutter und Kind die bestmöglichen Voraussetzungen für die Gesundheit schafft. In Ländern mit westlichem Lebensstandard rückt hier mehr und mehr die gesundheitliche Bedeutung des Stillens für die Mutter in den Fokus.

„Stillen an der Brust im Besonderen und die Ernährung mit Muttermilch sind die menschenspezifische und an die Bedürfnisse des neugeborenen Menschen am optimalsten angepassten Ernährungsformen“, fasst DSA Anita Schoberlechner, Präsidentin des VSLÖ, zusammen. „Durch das Stillen wird die enge Bindung zwischen Mutter und Kind, die sich in den vorangegangenen neun Monaten aufgebaut hat, fortgesetzt. Das Baby erhält Nahrung, aber auch Nähe, Wärme und das Gefühl, geborgen zu sein. Über den anfänglich sehr engen direkten Hautkontakt bildet sich eine stabile Beziehung zu den Bezugspersonen Mutter und Vater.“

Reduktion von Krankheitsrisikos

Brustkrebs ist die mit Abstand häufigste Krebserkrankung österreichischer Frauen. Wenn Frauen jemals gestillt haben, reduziert sich das Risiko um etwa 22% – im Vergleich zu Frauen mit gleicher Kinderzahl, die nie gestillt haben. Dieser Effekt wird durch längere Stillphasen verstärkt. Jedes vollendete Jahr Stillen im Laufe eines Frauenlebens bedeutet eine weitere Risikoreduktion für invasiven Brustkrebs von je 4,3%. Die Zivilisationskrankheit Diabetes Mellitus mit all ihren Folgen ist im Vormarsch und stellt weltweit eine der größten Herausforderungen für die Gesundheitssysteme dar. Jedes Jahr Stillen im Leben einer Frau reduziert ihr Risiko, einen Diabetes Typ 2 zu entwickeln um 9 %. 

Jeder vierte Österreicher leidet unter Bluthochdruck, eine Erkrankung, die mit zunehmendem Alter häufiger auftritt. Der dauerhaft erhöhte Blutdruck schädigt die Blutgefäße und begünstigt Folgeerkrankungen wie koronare Herzerkrankungen, Herzinfarkt oder Schlaganfall. Mütter, die nie gestillt haben, haben im Vergleich zu jenen Müttern, die sechs Monate ausschließlich und zwölf Monate neben adäquater Beikost weiterstillen, ein 29% erhöhtes Risiko einen Bluthochdruck zu entwickeln. Der Effekt des Stillens auf den Blutdruck kann auch noch lange nach der Menopause festgestellt werden. Frauen, die zwei Jahre ihres Lebens gestillt haben, reduzieren damit ihr Risiko, an einer koronaren Herzkrankheit zu erkranken um 23%.

Nach einer Geburt sind 40 – 80 % der jungen Mütter von einem leichten und vorübergehenden Stimmungstief betroffen, 13 bis 19 % entwickeln nach Anhalten der Symptome über einen Zeitraum von länger als zwei Wochen eine postpartale Depression. Zu den wesentlichen Krankheitssymptomen einer postpartalen Depression gehören Angst, Schuldgefühle, Hoffnungslosigkeit, Reizbarkeit, Kraftlosigkeit und Konzentrationsverlust. Im Vergleich zu Müttern, die ihr Kind mit der Flasche füttern, zeigen stillende Mütter ein geringeres Risiko, eine Depression zu entwickeln. Auch bereits depressive Mütter können vom Stillen und den Stillhormonen profitieren. Gerade bei diesen Erkrankungen ist eine enge Zusammenarbeit aller betreuenden Personen und ein gutes soziales Netz auf jeden Fall sinnvoll. 

Hilfe für persönliche Stillziele 

Stillen ist ein emotionales Thema. „Viele Frauen nutzen nicht nur die gesundheitlichen Effekte für ihr Kind und sich selbst, sie genießen auch für lange Zeit die ganz besondere Nähe während der Stillmahlzeiten. Andere Mütter erleben Stillen ambivalent und können sich Stillen nur kurz oder gar nicht vorstellen. Jede Mutter sollte aber zum Erreichen ihrer persönlichen Stillziele jene Unterstützung, fundierte Information und individuelle Beratung bekommen, die sie für eine informierte Entscheidung braucht“, sagt DSA Anita Schoberlechner. 

Foto: Shutterstock/Natalia Deriabina

 

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