Jedes Jahr fordert die Influenza ihre Opfer, auch unter Kindern und auch in Österreich. In der Influenza-Saison 2018/19 haben hierzulande fünf Kinder die Krankheit nicht überlebt. Nicht immer sind es jene mit vorbestehenden Erkrankungen, die die schweren Folgeerscheinungen, wie zum Beispiel Lungenentzündungen, erleiden.
Auch vorher völlig gesunde Kinder können schwere Folgeerscheinungen davontragen. Im österreichischen Impfplan wird die Influenza-Impfung daher für alle Kinder ausdrücklich empfohlen. Auch deswegen, weil sie die wichtigsten Überträger der Krankheit sind. Eine Infektion mit Influenza gefährdet nämlich nicht nur sie selbst, sondern auch alle Personen in ihrem Umfeld wie Eltern oder Großeltern, die vielleicht aufgrund von Vorerkrankungen oder ihres Alters sowieso schon ein erhöhtes Risiko für Komplikationen haben. Eine ausdrückliche Impfempfehlung gilt auch für Schwangere, die mit einer Impfung sich selbst und das Neugeborene während der ersten Monate nach der Geburt schützen können.
Kinder erkranken besonders häufig
Jedes Jahr infizieren sich etwa 15 bis 45 Prozent aller Kinder mit Influenza, bis zum Alter von sechs Jahren hat sich fast jedes Kind zumindest einmal mit dem Virus angesteckt. Kinder scheiden während ihrer Erkrankung mehr Viren aus als Erwachsene und das über einen längeren Zeitraum als diese. Sie sind eine wesentliche Quelle für die Weitergabe der Erkrankung und für die Ausbreitung von Influenza-Epidemien. „Es ist daher ganz besonders wichtig, diesen Übertragungsweg einzudämmen und Kinder ab dem 6. Lebensmonat gegen Influenza zu impfen“, betont Dr. Rudolf Schmitzberger, Kinderarzt und Leiter des Impfreferats der Österreichischen Ärztekammer. Neue Daten aus Österreich zeigen außerdem, dass ungeimpfte Kinder unter Umständen sogar zwei Mal pro Influenza-Saison erkranken können.„Eine einfache Impfung könnte das oft verhindern“, so der Kinderarzt.
Berührungen als Ansteckungsquelle
Das Virus wird oft von Kind zu Kind übertragen, beispielswiese durch Niesen oder Husten. Es überlebt sogar für kurze Zeit auf Oberflächen wie Türklinken, Spielsachen, Schreibzeug, Tastaturen, Handys oder Tablets und kann auch durch gemeinsam benutztes Besteck oder Gläser übertragen werden. Es reicht dabei, wenn das Kind etwas angreift, das zuvor von einer infizierten Person benützt wurde und dann Mund, Nase oder Augen berührt. Tückisch ist, dass man bereits 24 Stunden vor dem Einsetzen der ersten Symptome ansteckend ist und das noch tagelang bleibt. Gerade kleine Kinder, die alles in ihrer Umgebung tastend erkunden, können sich somit besonders leicht infizieren. Neben den klassischen Influenza-Symptomen wie Kopf- und Gliederschmerzen, Müdigkeit, Husten und Halsschmerzen leiden Kinder auch oft unter sehr hohem Fieber bis über 40 Grad, Schwindel, Erbrechen und Durchfall. Auch wenn sich die meisten Kinder nach etwa einer Woche wieder erholt haben, fühlen sie sich danach noch wochenlang matt.
Schwere Komplikationen möglich
Manche Kinder haben leider weniger Glück und erleiden schwere Komplikationen oder versterben sogar an der Infektion. Sogar in Industriestaaten. Das zeigen nicht nur die österreichischen Statistiken, sondern auch Daten aus den USA. In der Saison 2017/18 sind in Österreich neun Kinder an Influenza gestorben. Etwa 1.900 Kinder mussten ins Spital. In den vergleichsweise wesentlich besser „durchimpften“ USA sind in dieser Saison im Verhältnis zur Einwohnerzahl mit 187 deutlich weniger kindliche Todesfälle registriert worden. Interessant ist, dass davon 72 durch einen Influenza-B-Stamm ausgelöst wurden, der immer wieder als vermeintlich harmlos angesehen wird. Etwas weniger als die Hälfte der kindlichen Todesfälle waren Kinder, die keine Risikofaktoren aufwiesen. „Das bedeutet, dass man für kein Kind einen folgenschweren Verlauf bis hin zum Tod ausschließen kann“, erläutert Schmitzberger. „Das sehe ich auch jedes Jahr in meiner Praxis als Kinderarzt. Kinder, die eigentlich „pumperlgesund“ waren, können innerhalb eines Tages so schwer erkranken, dass sie im Spital aufgenommen werden müssen.“ Eine große Studie aus den USA zeigt, dass 65 Prozent der kindlichen Todesfälle innerhalb von sieben Tagen nach dem ersten Auftreten der Symptome passiert sind, 13 Prozent sogar innerhalb eines Tages. Häufigste Komplikationen waren Lungenentzündungen, Blutvergiftung oder akutes Atemnotsyndrom (ARDS). „Dabei ließe sich das in ganz vielen Fällen verhindern“, so der Pädiater. „Auch für Kinder steht heute der moderne Vierfachimpfstoff zur Verfügung, womit man ihr Ansteckungs- und Weitergaberisiko deutlich reduzieren kann.“
Impfen bereits in der Schwangerschaft
Kinder unter sechs Monaten sterben vier Mal so häufig an den Folgen einer Influenza wie Kinder über zwei Jahren. Das ist besonders problematisch, als sie noch nicht selbst geimpft werden können. „Sie können daher nur indirekt geschützt werden“, betont Schmitzberger. Univ. Prof. Dr. Herbert Kiss von der Universitätsklinik für Frauenheilkunde der MedUni Wien ergänzt: „Man kann sie einerseits dadurch schützen, dass sich möglichst viele Menschen in ihrer Umgebung impfen lassen und damit eine Ansteckung verhindern und andererseits in dem sich die werdende Mutter in der Schwangerschaft impfen lässt. Dadurch erhält auch das neugeborene Kind einen sogenannten „Nestschutz“, der es während der ersten Monate nach der Geburt schützt.“ Schwangere sollten sich aber auch aus einem zweiten Grund unbedingt impfen lassen, wie aus dem österreichischen Impfplan unmissverständlich hervorgeht: Sie haben im Falle einer Influenza-Erkrankung nämlich selbst ein besonders hohes Komplikations- und Hospitalisierungsrisiko. Das Risiko mit einer Influenza im Krankenhaus aufgenommen werden zu müssen, kann durch eine Impfung aber um durchschnittlich 40 Prozent gesenkt werden. Für Schwangere steht ebenfalls der moderne Vierfachimpfstoff zur Verfügung.
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